Posts

Posts mit dem Label "Süditalien" werden angezeigt.

Maria und Peppino: Als es in Montescaglioso noch keine Kanalisation gab – ein Blick zurück in die Geruchsgeschichte

Bild
 Als es in Montescaglioso noch keine Kanalisation gab – ein Blick zurück in die Geruchsgeschichte Einleitung Wir sitzen hier in Montescaglioso , bei Peppino und Maria – zwei wunderbare Menschen, die mehr Geschichten über „Monte“ kennen, als jedes Geschichtsbuch hergeben könnte. Bei einem authentischen Caffè und ein paar Gebäckstücken, die Maria aus unserer Lieblingskonditorei  geholt hat, geht es heute wieder um Vergangenes, um Dinge, die man sich kaum mehr vorstellen kann. Peppino erzählt lebhaft, Maria ergänzt mit einem Lächeln, und irgendwo dazwischen mischt sich auch mein Vater Francesco ein – mit kleinen Erinnerungsfetzen, die das Bild noch runder machen. Sergio und ich hören gebannt zu, staunen, lachen, schütteln manchmal den Kopf. Das Thema heute: die Kanalisation – oder besser gesagt, die Zeit, als es sie noch nicht gab . Kaum zu glauben, was Peppino und Maria berichten. Und gleichzeitig spürt man, wie weit Montescaglioso gekommen ist – von damals bis heute. E...

Ein paar Tage nach Montescaglioso – Herbstlicht, Meerluft und Espresso

Bild
  Ein paar Tage nach Montescaglioso – Herbstlicht, Meerluft und Espresso Mitte Oktober. Der Sommer liegt noch in der Luft, aber die Hitze ist vorbei. Wir sind wieder in Montescaglioso , einem ruhigen Ort in der Region Basilikata , unweit der Grenze zu Apulien . Einen günstigen Flug gefunden, gelandet in Bari – und dort direkt unseren Leihwagen abgeholt. Den hatten wir schon in Deutschland online reserviert, ganz unkompliziert. Die Fahrt durch Süditalien ist jedes Mal ein kleines Erlebnis. Endlose Olivenhaine, leere Landstraßen, das warme Licht über den Hügeln. Zwischenstopps lohnen sich – ein Espresso an einer Tankstelle irgendwo zwischen Gravina und Matera kann überraschend gut schmecken. In Montescaglioso angekommen, empfängt uns der Herbst von seiner besten Seite: 23 Grad, Sonne satt, ein Himmel, so blau wie gemalt. Für Mitte Oktober – perfekt. Für 3 Euro darf man den ganzen Tag in Montescaglioso parken. Morgens in der Altstadt Der Tag beginnt mit einem Kaffee. Natürlic...

Italien ist nicht nur Dolce Vita, sondern auch Rough & Real

Bild
  Italien ist nicht nur Dolce Vita, sondern auch Rough & Real Wenn man an Italien denkt, tauchen sofort Bilder von Espresso auf kleinen Plätzen, romantische Sommerabenden und Menschen mit einer fast lässigen Eleganz auf, das berühmte Dolce Vita oder der sagenumwobene Espresso sospeso . All das ist Italien. Aber Italien ist eben nicht nur „süßes Leben“. Es ist auch roh. Direkt. Manchmal unbequem. Und genau das macht das Land so spannend. Zwischen Postkartenidylle und Realität Die Postkarten zeigen Venedigs Gondeln, die Toskana im Sonnenuntergang oder bunte Häuser in Cinque Terre . Alles wunderschön – keine Frage. Aber wenn man länger bleibt, lernt man auch die andere Seite kennen: Straßen voller Schlaglöcher, Bürokratie, die einem den letzten Nerv rauben kann, und Städte, die nicht nur glänzen, sondern auch bröckeln. Rom, Matera , Palermo oder Neapel sind die besten Beispiele: einerseits monumentale Geschichte, andererseits hupende Rollerfahrer und überquellende Müllcon...

Zwischen Armut und Bildung: Francesco Viggianis Kindheit im Kapuzinerkloster

Bild
  Zwischen Armut und Bildung: Francesco Viggianis Jahre im Kapuzinerkloster Eine Jugend zwischen Klostermauern und dem Traum von der Welt In der warmen Atmosphäre meiner Terrasse in der Toro Tapasbar in Karlsruhe entfaltet sich an diesem Abend eine Geschichte, die exemplarisch für die Nachkriegszeit Süditaliens steht. Mein Vater, Francesco Viggiani, geboren 1943 in Montescaglioso, erzählt mir und seinem langjährigen Freund Rocco seine Zeit im Kloster. Die Geschichte von sechs prägenden Jahren seines Lebens – Jahren, die ihn beinahe zum Priester gemacht hätten. "Komm, erzähl uns doch wieder deine Geschichte im Kloster", drängt Rocco, während ich schmunzelnd hinzufüge: "Oh ja, du wärst ja fast Priester geworden." Der Gedanke, dass mein Vater Francesco heute Priester sein könnte, bringt mich zum Lachen. Doch hinter dieser heute amüsant erscheinenden Wendung des Schicksals verbirgt sich eine Geschichte von Armut, Bildungshunger und schwierigen Entscheidungen im Ital...

Die Polpette der Armen: Eine Ballade aus Montescaglioso zwischen Hunger und Hoffnung

Bild
  Die Polpette der Armen: Eine Ballade aus Montescaglioso zwischen Hunger und Hoffnung Cari lettori von montescaglioso.online, setzt euch gemütlich hin und lasst mich euch eine Geschichte erzählen, die süßer als Honig und bitterer als Wermut zugleich ist. Eine Geschichte von goldenen Bällchen, die aus Tränen und Träumen geboren wurden, aus Händen, die vor Arbeit rau waren, und Herzen, die trotz allem noch Liebe zu geben hatten. Kapitel I: Das Telegramm aus der Vergangenheit Es war wieder einmal soweit. Mein Telefon summte wie eine aufgescheuchte Biene, und auf dem Display erschien das vertraute Gesicht meiner Tante Lina aus Montescaglioso. Nicht etwa, weil sie mich vermisste – nein, meine Lieben, das wäre zu einfach gewesen für diese Geschichte. Lina schickte mir Bilder. Bilder von Gerichten, die aussahen wie kleine goldene Monde, perfekt rund und verlockend braun. "Polpette vegetariane", tippte sie darunter, als hätte sie mir den Schlüssel zu einem Geheimnis übersandt. ...