Endemische Pflanzen und Tiere rund um Montescaglioso: Ein Blick in die Natur der Murgia Materana
Endemische Pflanzen und Tiere rund um Montescaglioso: Ein Blick in die Natur der Murgia Materana
Montescaglioso liegt in der Provinz Matera, in der Region Basilicata, im südlichen Italien. Die Landschaft hier – Hügel, Kalkplateaus, tief eingeschnittene Schluchten („gravine“), Macchia und Steppenbereiche – bietet Lebensraum für zahlreiche Arten, viele davon lokal, selten oder endemisch. Im Folgenden stelle ich Pflanzen und Tiere vor, die in dieser Region besonders sind, und zeige, warum entlegene Naturschutzgebiete wie der Park der Murgia Materana so wichtig sind.
Geographischer Rahmen & Naturräume
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Die Murgia Materana ist ein Regionalpark („Parco Regionale della Murgia Materana“ bzw. Parco Archeologico Storico Naturale delle Chiese Rupestri del Materano).
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Fläche: Etwa 8.000 Hektar.
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Flora: ca. 923 Pflanzenarten, davon etwa hundert selten oder sehr selten, rund 36 endemische oder subendemische Arten.
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Gelände: Kalkuntergrund, gravine (tiefe Schluchten), steile Felsen, offene Steppenbereiche, traditionelle Weiden, ehemalige Waldflächen. Diese Vielfalt schafft Mikrohabitate mit unterschiedlichen Feuchtigkeits- und Lichtbedingungen.
Endemische Pflanzen: Beispiele & Besonderheiten
Die Region ist reich an Pflanzenarten, die nur hier oder in einem sehr begrenzten Gebiet vorkommen (endemisch) oder bei denen die Verbreitung stark eingeschränkt ist (subendemisch). Hier sind einige besonders markante:
Pflanze | Besonderes / Aufenthaltsort | Status & warum interessant |
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Tommasini-Lein (Linum tommasini) | Steppen-, Garigebereiche der Murgia Materana – trockene Böden, sonnige Hanglagen. | Endemisch bzw. subendemisch; besonders schön anzusehen in Blüte; empfindlich gegenüber Bodenveränderungen. |
**Endemische Zwiebel der Basilicata (Gagea chrysantha, „cipollaccio della Basilicata“) ** | Frühjahrsblüte in Gebieten mit dünner Erde über Kalk; Garigen‐ und Steppenrandbereiche. | Selten; Art, die nur in dieser und angrenzenden Regionen vorkommt. |
Aglio moscato (Allium moschatum) | Ähnliche Standorte wie oben; seltene Blumen auf offenen, sonnigen, spärlich bewachsenen Flächen. | |
Salvia argentea (Silber‐Salbei) | Macchia, felsige Böden; oft an exponierten Hängen mit guter Belüftung. | |
Heliantemo jonico (Helianthemum jonium) | Submediterrane Lebensräume; aride, steinige Böden in Basilicata und angrenzenden Regionen. | |
Euphorbia spinosa | Hochgelegene, windexponierte Stellen; meist felsig. | |
Campanula versicolor (Apulianische Glockenblume) | Felsen‐ und Spaltenvegetation in den gravine; oft in steinigen Schlitzen, an Wänden. | |
Centaurea subtilis (Fiordaliso garganico) | Zwischen Matera und weiteren Murge‐Bereichen; typische Boden‐substrate wie Kalk und toniger Untergrund. | |
Vedovino di Basilicata (Centaurea centauroides) | Auf argilligen Böden; eher selten, lokal beschränkt. |
Diese Arten haben meist spezifische Ansprüche: geringe Bodenbedeckung, viel Sonne, Kalk/Steinuntergrund, wenig Konkurrenz durch große Pflanzen oder intensive Landwirtschaft. Viele sind empfindlich gegenüber Weide‐Übernutzung, Bodenverdichtung, Eingriffen in die Landschaft (z. B. Straßenbau, Zersiedelung).
Tiere: Endemisches und Seltenes
Die Tierwelt in und um Montescaglioso / Matera zeigt weniger extreme Endemiten als die Flora, aber trotzdem eine spannende Mischung aus verbreiteten Mittelmeerarten, Arten mit eingeschränkter Verbreitung und solchen, die in diesen Habitaten gute Refugien finden.
Einige Beispiele:
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Greifvögel: Turmfalke (Falco naumanni) ist eines der typischen Vögel der Murgia Materana, nistet in felsigen Wänden und alten Gebäuden.
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Schmutzgeier und andere Geier‐ und Milanarten sind ebenfalls zu beobachten.
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Kleinere Säuger wie Füchse, Steinmarder, Igel, Hasen – sie leben in der Macchia oder in Hecken und wechseln zwischen offenen Flächen und Schutzräumen.
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Reptilien: Zum Beispiel größere Schlangen wie der Cervone (Gattung Dolichophis oder Elaphe je nach Fundort) und Eidechsen ‒ typischerweise in sonnigen, offenen Flächen mit Verstecken.
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Insekten: Großkäfer wie der Hirschkäfer (Lucanus cervus) sind Teil der Fauna. Obwohl nicht ausschließlich endemisch, profitieren sie von alten Eichenwäldern und Totholz – Lebensräume, die zunehmend selten werden.
Warum diese entlegenen Gebiete so wertvoll sind
Ein paar persönliche Einschübe: Wenn man durch die gravine wandert, merkt man, wie anders alles riecht, wie die Luft in Felsspalten kühler bleibt und wie Pflanzen wachsen, als wollten sie jeden Zentimeter Erde nutzen. Dieses besondere Klima, die Mischung aus Schutz (Schluchten, Höhlen), extremer Sonne und Trockenheit, bietet Bedingungen, unter denen viele Arten überleben, die andernorts verschwinden.
Weitere Gründe:
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Refugienfunktion: In Schluchten, Felsspalten und Höhlen finden Arten über Jahrtausende stabile Bedingungen, weniger Eingriffe, oft weniger Feuer oder Rodung. So überdauern Reliktformen (Arten mit uralter Herkunft) und Arten mit geringer Konkurrenz.
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Mosaik aus Habitaten: Wechsel zwischen offener Steppenfläche, Macchia, Felsen, Bodenrissen, waldartigen Bereichen. Dieses heterogene Landschaftsbild bietet sehr viele ökologische Nischen.
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Geringe Besiedelungsdichte & traditionelle Nutzung: In Basilicata wird viel Landwirtschaft noch traditionell betrieben, nicht immer intensiv. Die Beweidung, Olivenhaine, Weinberge, aber auch extensive Schafhaltung, fördern in manchen Fällen Biodiversität – wenn nicht überhandgenutzt bzw. falsch gemanaged.
Bedrohungen & Herausforderungen
Auch wenn vieles noch gut erhalten ist, gibt es Risiken:
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Zersiedlung, neuer Straßenbau, Umwandlung von Land in Bauflächen.
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Intensivierung der Landwirtschaft, Verlust von Totholz, Entfernung älterer Bäume, Bodenversiegelung.
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Feuer – sowohl natürliche als auch menschengemachte – besonders in warmen, trockenen Sommern.
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Eingriffe in Wassermanagement, Erosion wird manchmal verstärkt durch fehlenden Bewuchs.
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Klimawandel – längere Trockenperioden, heißere Sommer, möglicherweise Verringerung von Schatten- und Feuchthabitaten.
Was kann getan werden / Beispiele guter Praxis
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Schutzgebiete gezielt erweitern oder besser vernetzen, damit Arten sich zwischen Flächen bewegen können.
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Förderung von Biodiversität auf landwirtschaftlichen Nutzflächen: alte Bäume, Hecken, kleine ungenutzte Flächen, Wegränder.
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Öffentlichkeitsarbeit: Menschen, die hier leben, einbeziehen – Wandern, Pflanzen beobachten, lokale Schulprojekte.
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Monitoring seltener Arten (Pflanzen und Tiere) um Trends zu erkennen – wer verschwimmt, wer stabil bleibt.
Fazit
Die Gegend um Montescaglioso und Matera bietet eine erstaunliche Vielfalt an Arten, gerade auch solche, die nur hier oder in ähnlichen Habitaten existieren (endemisch oder subendemisch). Die Murgia Materana ist ein zentrales Beispiel: viele Pflanzen, die in ihrer Verbreitung beschränkt sind; Tiere, die auf besondere Lebensräume angewiesen sind; eine Landschaft, die zwischen rauer Schönheit und kulturhistorischem Wert vermittelt. Entlegene Bereiche – Schluchten, Felsspalten, alte Baumbestände – sind nicht nur „schöne Postkarten“, sie sind wichtige Schutzzonen der Biodiversität.
FAQ (Häufige Fragen)
Was heißt „endemisch“ genau?
Endemisch bedeutet: eine Art kommt von Natur aus nur in einem bestimmten Gebiet vor. Subendemisch heißt: die Verbreitung ist begrenzt, aber das Gebiet ist nicht ganz exklusiv.
Sind endemische Arten automatisch bedroht?
Nicht immer. Manche sind stabil, wenn ihr Lebensraum gut erhalten ist. Aber aufgrund ihrer Verbreitung sind sie oft empfindlicher gegenüber Störungen: Verlust von Habitat wirkt sich schneller aus.
Kann man diese Arten in der Nähe von Montescaglioso besichtigen?
Ja, viele der Pflanzen und Tiere sind im Park der Murgia Materana zu sehen – besonders in Frühling, wenn viele Blumen blühen, oder in ruhigeren Gebieten abseits stark frequentierter Wege. Aber Geduld und gute Jahreszeit helfen.
Wann ist die beste Zeit für Pflanzenbeobachtungen?
Frühling (April bis Mai) und Früh‐Sommer (Juni) sind ideal: Blütezeiten vieler seltener Arten. Auch im Herbst, wenn manche Arten erneut blühen oder Früchte tragen – allerdings oft weniger spektakulär.
Wie kann man als Besucher helfen, ohne Schaden zu verursachen?
Auf markierten Wegen bleiben. Nicht pflücken. Kein Feuer machen. Müll mitnehmen. Falls Führungen angeboten werden, lokale Guides unterstützen – die kennen oft die sensibleren Stellen.
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endemic, Flora Matera, Fauna Matera, Pflanzen Montescaglioso, Naturschutz Basilicata, Biodiversität, Murgia Materana, seltene Arten
Meta‐Beschreibung
Entdecke die endemischen Pflanzen und Tiere rund um Montescaglioso und im Naturschutzgebiet der Murgia Materana: seltene Blumen wie Tommasini‐Lein, Basilicata‐Zwiebel, seltene Käfer und Greifvögel, und wie Schluchten und Macchia als Refugien dienen. Praktische Tipps & Hintergrundwissen.
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