Castelmezzano und die neue „Slittovia delle Dolomiti Lucane“ – Nervenkitzel in der Basilikata
Castelmezzano und die neue „Slittovia delle Dolomiti Lucane“ – Nervenkitzel in der Basilikata
Castelmezzano ist die Heimat unseres Freundes Rocco Pesile. Es war noch nie ein Ort für Massen, eher für Entdecker. Ein Dorf, das sich in die Felsen der Dolomiti Lucane krallt, hoch über den Tälern der Basilikata. Instagramer haben den Ort längst entdeckt – kein Wunder, die engen Gassen, die schräg übereinander gebauten Häuser und der Blick in die steile Bergwelt sehen aus wie gemalt. Und dann gibt es da seit Jahren schon den „Volo dell’Angelo“, eine Seilrutsche von Dorf zu Dorf, die für viele das Sinnbild des wachsenden Abenteuertourismus in Süditalien ist.
Seit dem 25. April 2025 aber steht Castelmezzano wieder im Rampenlicht: Die Slittovia delle Dolomiti Lucane wurde eröffnet. Eine Art alpine Rutschbahn, technisch ein „Alpine Coaster 2.0“, die sich steil hinter dem Dorf ins Tal zieht. Wer will, rauscht mehrere hundert Meter hinunter, mit Panoramablick, Adrenalinschub inklusive.
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Francesco Viggiani und Rocco Pesile, zwei Experten und Pioniere der italienische Küche. |
Zahlen, Fakten, Eckdaten
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Ort: Castelmezzano (Basilikata, Provinz Potenza)
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Betreiber: Comune di Castelmezzano (Gemeindeverwaltung)
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Eröffnung: 25. April 2025
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Baujahr: 2024/25
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Länge: je nach Quelle 755 Meter bis knapp 1200 Meter – die Angaben sind widersprüchlich, gesichert ist: sehr lang.
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System: Alpine Coaster 2.0
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Bergauftransport: Wiegand-Lifter mit Schleppbahn
Technisch gesehen handelt es sich also nicht um eine „einfache Rutsche“, sondern um ein modernes Coaster-System, das eine sichere Abfahrt auf Schienen garantiert. Die Geschwindigkeit lässt sich dabei – ähnlich wie bei vergleichbaren Anlagen in Österreich oder der Schweiz – in Grenzen selbst regulieren.
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Extrem lange Schlange von Touristen am Wochenende in Castelmazzano stellen die Einwohner auf eine harte Geduldsprobe. |
Die Kulisse: Dolomiti Lucane
Man muss es einmal gesehen haben: Castelmezzano liegt wie ein Adlernest im Massiv der Dolomiti Lucane, einem Naturpark, der sich bis zum Gallipoli-Cognato-Wald erstreckt. Schroffe Felsen, steile Schluchten, Pinien und Kastanienwälder.
Die neue Slittovia startet oberhalb des Dorfes, der Einstieg liegt etwas außerhalb des historischen Zentrums. Von dort zieht sich die Bahn steil ins Tal, teilweise durch offene Waldpassagen, teilweise mit Blick über die Dächer des Ortes.
Für Fotografen ein Traum – wenn man nicht gerade selbst auf dem Schlitten sitzt.
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Castelmazzano in seiner ganzen Pracht. |
Warum das Ganze? Tourismus, klar.
Die Basilikata ist kein klassisches Touristenziel. Zwar erlebt die Region seit „Matera – Kulturhauptstadt Europas 2019“ einen Aufschwung, aber noch immer gilt sie als Geheimtipp. Kleine Kommunen wie Castelmezzano haben begrenzte Einnahmequellen.
Also versucht man, die Landschaft als Erlebnisraum zu vermarkten. Erst der Volo dell’Angelo, jetzt die Slittovia. Das Ziel: mehr Besucher, längere Aufenthalte, mehr Übernachtungen.
Eine Fahrt mit der Slittovia kostet (Stand 2025) um die zehn Euro, je nach Ticketoption. Dazu kommen Gastronomie, Parkgebühren, Souvenirs. Für eine Gemeinde mit kaum mehr als 700 Einwohnern ist das ein spürbarer Wirtschaftsfaktor.
Chancen und Risiken
Vorteile:
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Neue Einnahmen für Gemeinde und lokale Betriebe.
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Hotels und B&Bs profitieren von längeren Aufenthalten.
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Gastronomie bekommt mehr Gäste – und wer einmal Polenta, Peperoni cruschi oder Caciocavallo in Castelmezzano probiert hat, der weiß, dass sich auch das lohnt.
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Die Attraktion passt ins Konzept des „sanften Abenteuer-Tourismus“ – nicht nur Wandern, sondern auch Action.
Nachteile:
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Belastung der Infrastruktur: Castelmezzano hat enge Gassen und kaum Parkplätze.
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Überfüllung an Wochenenden, besonders im Sommer.
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Gefahr der „Instagramisierung“: Viele kommen nur für den Kick und das Selfie, ohne sich mit der Kultur oder Geschichte des Dorfes zu befassen.
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Umweltaspekte: Abfälle, Lärm, Eingriffe in den Naturraum.
Ein Balanceakt. Oder wie ein Anwohner beim ORF-Interview zu einem ähnlichen Projekt in Tirol sagte: „Wir wollen Gäste, aber nicht um jeden Preis.“
Vergleich: Andere Alpine Coaster
Solche Anlagen gibt es längst in den Alpen – zum Beispiel in Imst (Tirol), in Bansko (Bulgarien) oder am Hasenhorn im Schwarzwald. Die Bahnen ziehen pro Jahr Zehntausende Besucher an. Die Auswirkungen sind fast überall ähnlich: mehr Tourismus, mehr Einnahmen, aber auch mehr Verkehr und Diskussionen über Nachhaltigkeit.
Castelmezzano ist in dieser Hinsicht ein Sonderfall. Das Dorf ist kleiner, abgeschiedener. Hier fällt jede Veränderung stärker ins Gewicht.
Prognose: Wo geht die Reise hin?
Die Slittovia wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich viele Tagesgäste anziehen – nicht nur Italiener, auch internationale Besucher, die auf Rundreise durch Süditalien sind.
Gut möglich, dass Castelmezzano damit endgültig in den einschlägigen Reiseblogs und TikTok-Feeds landet. Ob das dem Dorf guttut, wird sich zeigen.
Drei Szenarien:
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Optimistisch: Die Bahn bringt genug Einnahmen, um Infrastruktur auszubauen – bessere Parkplätze, bessere ÖPNV-Anbindung, mehr Jobs. Die Natur bleibt intakt, die Besucher verteilen sich.
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Realistisch: Es gibt einen Boom, aber vor allem an Wochenenden kommt es zu Staus und Engpässen. Die Bewohner arrangieren sich, auch wenn nicht alle begeistert sind.
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Pessimistisch: Das Projekt wird Opfer seines eigenen Erfolgs. Zu viele Touristen, zu wenig Steuerung, Frust bei den Einwohnern. Dann droht Castelmezzano ein ähnliches Schicksal wie kleinen Orten an der Amalfiküste, die längst an ihre Grenzen stoßen.
Persönlicher Eindruck
Ich war schon oft in Castelmezzano, einmal auch im Winter, einmal im Frühling, sonst immer im Sommer. Mein Gefühl, in der Nebensaison fast menschenleer, unglaublich friedlich. Die Vorstellung, dass nun regelmäßig Schlitten an den Felsen vorbei brausen, fühlt sich seltsam an. Andererseits: Die Region braucht Impulse, sonst ziehen die Jungen weg und das Dorf verwaist.
Vielleicht ist die Slittovia genau das richtige Maß: spektakulär, aber nicht so gigantisch wie ein Freizeitpark.
FAQ zur Slittovia delle Dolomiti Lucane
Wann hat die Slittovia geöffnet?
Offiziell seit dem 25. April 2025. Saisonbetrieb, meist von Frühling bis Herbst.
Wie lang ist die Bahn wirklich?
Die Angaben schwanken zwischen 755 und 1200 Metern. Wahrscheinlich liegt die tatsächliche Länge irgendwo dazwischen.
Wie teuer ist ein Ticket?
Unter 10 Euro pro Fahrt (Stand 2025).
Ab welchem Alter darf man mitfahren?
Ab ca. 6 Jahren, je nach Größe. Kinder fahren in Begleitung eines Erwachsenen.
Wie kommt man nach Castelmezzano?
Mit dem Auto über die SS407 Basentana, Abzweig Albano di Lucania. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Zug bis Potenza, dann Bus (eher unregelmäßig).
Ist die Fahrt gefährlich?
Nein, es handelt sich um ein geprüftes System. Die Geschwindigkeit lässt sich regulieren.
Wo liegt der Unterschied zum Volo dell’Angelo?
Beim Volo hängt man an einem Stahlseil zwischen zwei Dörfern. Bei der Slittovia sitzt man in einem Schlitten auf Schienen – weniger extrem, aber auch für Familien geeignet.
Meta-Beschreibung:
Castelmezzano in der Basilikata eröffnet 2025 die „Slittovia delle Dolomiti Lucane“. Alles über die neue Alpine-Coaster-Rutschbahn: Fakten, Chancen, Risiken, Preise, Prognose.
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Castelmezzano, Basilikata, Slittovia delle Dolomiti Lucane, Alpine Coaster, Volo dell’Angelo, Italien, Dolomiti Lucane, Tourismus, Attraktion, Reisen, Natur, Nachhaltigkeit
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